Nieheim (red). Das Landesinventar des immateriellen Kulturerbes in NRW ist um fünf Traditionen reicher. Das hat das Ministerium für Kultur am Freitag, 13. April, bekannt gegeben. Zukünftig soll dort unter anderem die Anlage und Pflege von Flechthecken geführt werden. Eine Fachjury hat diese und vier weitere Traditionen aus 14 Vorschlägen ausgewählt. Stadtheimatpfleger und Vorsitzender des Heimatvereins Ulrich Pieper betrachtet die Anlage und Pflege der Nieheimer Flechthecken als „Herzensangelegenheit". Für ihn ist klar, dass die besondere Art des Knotens sowie die Anlage und Pflege von Flechthecken nicht in Vergessenheit geraten darf. „Flechthecken erfüllten mehrere Funktionen: sie dienten als lebender Zaun und Schattenspender für das Vieh, grenzten den Besitz ab, lieferten Brenn- und Brauchholz", erklärt Pieper.
Von Anfang an war er vom Erfolg des Antrags überzeugt. Bei der Antragstellung bekam Pieper Unterstützung von der Landschaftsökologin Agnes Sternschulte vom Freilichtmuseum Detmold sowie Dr. Bernd Tenbergen vom LWL Museum für Naturkunde in Münster. Pieper freut es besonders, dass der Brauch der Flechtheckenpflege in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen werden soll. Das Interesse an der geflochtenen, lebenden Hecke ist auch in den Nieheimer Ortsteilen (von Entrup bis Sommersell) in den letzten Jahren stark gewachsen, dank Piepers tatkräftiger Unterstützung.
Seit 2014 benennt das NRW-Kulturministerium Traditionen für das immaterielle Kulturerbe, die einen besonderen Bezug zum Land haben. Finanzielle Vorteile bringt die Aufnahme in die Liste nicht. Allerdings erhält man eine Urkunde und darf ein Unesco-Siegel führen. "Die Beteiligten empfinden da natürlich Stolz und es gibt ihnen Motivation", so der Juryvorsitzende Johannes Lierenfeld. Die Kulturerbe-Liste wird in NRW seit 2014 geführt. Sie soll laut Kulturministerium die Sichtbarkeit der kulturellen Vielfalt verbessern und das ehrenamtliche Engagement stärken.
Zu den weiteren Traditionen, die jetzt in das Landesinventar aufgenommen wurden, gehören: die Martinstradition, die Bolzplatzkultur, das Brieftaubenwesen, sowie die Haubergswirtschaft im Siegerland. Bereits 2014 wurden die folgenden ersten lebendigen Traditionen per Urkundenübergabe in das Landesinventar aufgenommen: die Flussfischer an Rhein und Sieg, das Schützenwesen, der Rheinischer Karneval und der Osterräderlauf in Lügde.
Foto: Gerhad Schütze