Steinheim (red). „Ich kann mich noch genau erinnern, als mein Schwiegervater seinen ersten Trecker bekam“, erzählte eine 88-Jährige lachend beim Anblick der alten Traktoren, „Er fuhr über das Feld. Als er wollte, dass der Trecker anhielt, rief er ganz laut brrrr!“
Zahlreiche junge und alte Fahrzeuginteressierte waren der Einladung zum Aktionstag „Augenblicke unterwegs“ durch die Hausleiterinnen Christa Köhler und Katharina Struk zum Helene-Schweitzer-Zentrum gefolgt.
Anwohner*innen, Mitarbeitende, Angehörige sowie weitere Gäste im Alter zwischen eins und hunderteins Jahren bestaunten gemeinsam die beeindruckenden Oldtimer, die auf dem Parkplatz der Pflegeeinrichtung präsentiert wurden.
Insgesamt acht Traktoren der Marken Fendt und Hanomag, ein ehemaliges Kommandofahrzeug des Malteser Hilfsdienstes aus dem Jahr 1964, ein Porsche 912 E Coupé sowie ein Motorrad der Marke Triumph mit dem Baujahr 1951 fanden dabei Bewunderer aller Generationen.
Die ausstellenden Fahrzeughalter*innen, freuten sich über das große Interesse der Besucher und standen nicht nur für Fragen bereit, sondern boten auch Möglichkeiten mit den Oldtimern auf „Tuchfühlung zu gehen“. So durfte zum Beispiel die eigene Muskelkraft beim Ankurbeln eines Traktors erprobt werden. „Das klingt wie Musik in meinen Ohren“, äußerte sich eine Besucherin der Einrichtung begeistert, als das tuckernde Motorgeräusch ertönte, das sie an ihre Kindheit erinnerte. Eberhardt Kerber, öffnete für Sitzproben und Innenraumerkundigungen die Türen des 1964 gebauten Kommandofahrzeugs der Malteser und lud zu Gesprächen an der offenen Motorhaube ein. Im Nachbarschaftszentrum wurde währenddessen mit Getränken, Waffeln und Hotdogs für das leibliche Wohl gesorgt.
Die Anregung, mal ein Oldtimer-Treffen zu veranstalten, hatte Anke Drewes, die erste Vorsitzende des Bewohner*innen-Beirats des Helene-Schweitzer-Hauses im Vorfeld gemacht. Die Aktion ist somit auch Resultat der aktiven Mitgestaltung der Bewohner am sozialen Leben in der Einrichtung.
Der Aktionstag im Helene-Schweitzer-Zentrum ist Teil des Spendenprojekts ‚Augenblick‘ des Ev. Johanneswerks, mit dem der diakonische Träger NRW-weit auf die Bedeutung gesellschaftlicher Teilhabe hinweisen möchte. „Vieles, was alltäglich und für unsere Ohren selbstverständlich klingt, kann im Alter zu einer echten Herausforderung werden“, erklärt Pastor Dr. Ingo Habenicht, Vorsitzender der Geschäftsführung des Ev. Johanneswerks dazu. Mitarbeitende der Pflegeeinrichtungen erlebten tagtäglich, dass Bewohner*innen oft kaum noch enge Kontakte hätten – etwa, weil Angehörige zu weit weg wohnen, soziale Kontakte vor Ort älter und damit immobiler werden.
„Soziale Nähe ist ein menschliches Grundbedürfnis. Sich gemeinsam draußen zu bewegen, etwas zu erleben und dadurch Erinnerungen zu schaffen – all das steigert unser Wohlbefinden“, so Habenicht. Die Aktionen der Pflegeeinrichtungen würden genau das vor Augen führen und einmal mehr zeigen, wie wichtig es ist, gesellschaftliche Teilhabe zu fördern.
An den unternehmensweiten Aktionswochen (vom 18. bis 27. August) waren aus dem Kreis Höxter das Helene-Schweitzer-Zentrum in Steinheim, das Philipp-Melanchthon-Zentrum in Bad Driburg und das Albert-Schweitzer-Haus in Marienmünster-Vörden beteiligt.
Der Aktionstag des Albert-Schweitzer-Hauses in Vörden hat als „Blütenzauber-Sommerfest“ stattgefunden und seine zahlreichen Gäste mit verschiedensten Blumen auf eine Sinnesreise zum Sehen, Riechen, Fühlen und Schmecken eingeladen.
Im Philipp-Melanchthon-Zentrum in Bad Driburg wurde die Aktion Augenblicke als „Sinnes- und Wellnesstag“ gefeiert. Zum Programm hier zählten verschiedene Massagen, Anregungen durch wohltuende Dufterlebnisse, sanfte Musik sowie kulinarische Angebote.
Foto: Mangiacapra