Steinheim (red). Seit einem guten Jahr schon ist Marlies Lohoff mit Rollator unterwegs. "Ohne komme ich nicht mehr zurecht, aber ich will unbedingt mobil bleiben", sagt die 75-Jährige aus Brakel. Während ihres stationären Aufenthalts in der Akutgeriatrie am St. Rochus Krankenhaus Steinheim übt sie fleißig. Und hat jetzt sogar ihren Rollator-Führerschein gemacht.
Dafür muss sie den neuen Trainingsparcours durchlaufen, den das Team der Akutgeriatrie im ersten Obergeschoss installiert hat. "Hier können die Patienten spielerisch ihre Übungen machen, müssen Hindernisse umfahren oder sich auf verschiedenen Untergründen bewegen", erklärt Ulrich Drewes, Teamleiter Pflege.
Nach dem Slalom um die Baustellen-Hütchen geht es bergan auf geriffelten Holzbrettern. Danach müssen die Fahrschüler noch diverse andere Bodenbeläge wie etwa Kopfsteinpflaster meistern, bevor am Ende eine hohe Kante wartet, die es zu überwinden gilt. "Damit simulieren wir hohe Bordsteinkanten beispielsweise an Haltstellen von Bus und Bahn", sagt Ulrich Drewes. "Die Teilnehmer sind unheimlich stolz, wenn sie das geschafft haben und am Ende ihren Rollator-Führerschein in der Hand halten und ihren Angehörigen zeigen können."
Stürze zu Hause vermeiden
Die Fahrprüfung, die die Patienten in der Akutgeriatrie jetzt jeden Donnerstag absolvieren können, sorgt nicht nur für Abwechslung, sondern auch für große Motivation, bestätigt auch Ergotherapeutin Madlen Köhler von der Physiotherapiepraxis Egovital. Sie begleitet die Patienten durch den Parcours und weiß, wo die häufigen Fehler im Umgang mit dem Rollator liegen. "Die Bewegungsmuster und auch das Bremsen müssen richtig gelernt werden. Viele stützen sich mit gebeugtem Oberkörper auf den Rollator, aber wichtig ist, aufgerichtet zwischen den Reifen zu gehen", sagt die Fahrlehrerin. Das große Ziel sei es, Stürze zu Hause zu vermeiden, die bei hoch betagten Patienten schnell dazu führen können, nicht mehr auf die Beine zu kommen.
Den Trainingsparcours haben die Techniker und Handwerker der Katholischen Hospitalvereinigung Weser-Egge (KHWE), zu der das St. Rochus Krankenhaus gehört, auf Maß für die Akutgeriatrie angefertigt, selbst belegt und gepflastert. Die Materialkosten von rund 5.500 Euro hat der Förderverein für das St. Rochus Krankenhaus übernommen.
Foto: KHWE