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Mittwoch, 27. November 2024 Mediadaten
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NRW (red). Der Waldzustand in Nordrhein-Westfalen hat sich weiter verschlechtert. Nur etwa jeder fünfte Baum in Nordrhein-Westfalen weist keine Schäden auf (19 Prozent, 22 Prozent in 2018). Zu diesem Ergebnis kommt der Waldzustandsbericht 2019. Bei der aktuellen Erhebung wurde bei 42 Prozent der Bäume eine deutliche Kronenverlichtung festgestellt (39 Prozent in 2018), schwache Schäden blieben mit 39 Prozent konstant. "Die Zahlen sind alarmierend. Unser Wald ist krank, er braucht unsere Hilfe im Klimawandel - er braucht Zukunft", sagte Umweltministerin Ursula Heinen-Esser am Montag bei der Vorstellung des Berichts in Düsseldorf.

Die Waldwirtschaft leiste derzeit in der Schadensbewältigung Enormes. Neben den Ad-Hoc-Maßnahmen für die Schadensbewältigung habe die Wiederbewaldung höchste Priorität. "Nach der Abwärtsspirale der zurückliegenden Jahre muss uns dringend eine Trendumkehr gelingen. Wie bei den Maßnahmen in Folge des Waldsterbens durch Sauren Regen und vergangener Sturmereignisse benötigen wir nun erneut einen gemeinsamen politisch-gesellschaftlichen Kraftakt, um die aktuelle Waldkrise zu überwinden."

Lediglich bei der Buche keine weitere Verschlechterung

Der aktuelle Waldzustandsbericht belegt, was vielerorts bereits auch für Laien sichtbar war: Stürme, Trockenheit und Borkenkäfer haben dem Wald massiv zugesetzt. Bei den Hauptbaumarten hat sich lediglich der Zustand der Buche im Vergleich zum Vorjahr nicht weiter verschlechtert. "Die klimatischen und biologischen Beeinträchtigungen führten zu starken Schäden an vorgeschwächten Waldbäumen. Mehrfachbelastungen haben sich gegenseitig verstärkt", erläuterte Dr. Bertram Leder, Leiter des Zentrums Wald und Holzwirtschaft im Landesbetrieb Wald und Holz NRW. Zu bedenken sei, dass die Borkenkäfer-Schäden voraussichtlich ihren Höhepunkt noch nicht erreicht haben und die Waldböden weiterhin in den tieferen Bodenschichten Feuchtigkeitsdefizite aufweisen.

Klarer Marschplan mit Waldbaukonzept

"Alle Beteiligten auf allen Ebenen müssen sich jetzt mit ganzer Kraft für eine schnelle Überwindung der Schäden und die Entwicklung klimastabiler Mischwälder einsetzen", sagte Heinen-Esser. Mit dem Waldbaukonzept hat das Land hierzu einen klaren Marschplan erarbeitet. Empfohlen wird je nach Standort eine Kombination von Naturverjüngung und gezielter Pflanzung. Das Internetportal Waldinfo.NRW liefert hierzu wertvolle Grundlagen. Von bislang beantragten Ad-Hoc-Hilfen in Höhe von rund 8,6 Millionen Euro wurden bereits über 7,5 Millionen Euro bewilligt. Für die Waldentwicklung hat das Land Mittel in Höhe von 100 Millionen Euro für die kommenden zehn Jahre zugesagt.

Gemeinschaftsaufgabe Wald

"Aber dies wird nicht reichen. Die Waldzukunft ist eine Gemeinschaftsaufgabe von Bund und Ländern. Dabei müssen wir auch über neue Instrumente nachdenken", sagte Heinen-Esser. Noch ist offen, wie die vom Bund angekündigten Fördermittel in Höhe 547 Millionen Euro exakt verteilt werden. Darüber hinaus macht sich die Landesregierung für eine bundesweite Baumprämie stark. Finanziert werden könnte diese über die Einnahmen aus CO2-Zertifikaten. "Dort, wo CO2 gespeichert wird, wie in unseren Wäldern, müssen auch die Erlöse aus der Emission von Treibhausgasen ankommen, um gerade auch im Klimawandel die wertvollen Leistungen des Waldes für die Zukunft zu sichern", so die Ministerin. 

Als weiteres regionales Instrument zur Honorierung der Klimaschutz- und Ökosystemleistungen des Waldes schlägt Heinen-Esser die Einrichtung eines "NRW-Waldfonds" vor: "Damit könnten wir ein regionales Angebot zur CO2-Kompensation schaffen, mit dem öffentliche Mittel und freiwillige Kompensationsbeiträge von Unternehmen und Privatpersonen zu Gunsten des Waldes gebündelt werden könnten." Das Ministerium prüft derzeit die rechtlichen und organisatorischen Rahmenbedingungen.

Waldzustandserhebung 2019: Hintergrund und Ergebnisse

Der Zustand der Baumkronen gibt die Vitalität der Waldbäume wieder. Nach dem bundesweit einheitlichen Verfahren der Waldzustandserhebung wird vor allem der Verlust von Blättern und Nadeln beurteilt. Im Rahmen der jährlichen Erhebungen zum Waldzustand in Nordrhein-Westfalen werden bei Stichprobenpunkten im Raster von 4 x 4 Kilometern über 10.000 Waldbäume erfasst. Die Waldzustandserhebung erfolgt in ganz Deutschland. In Nordrhein-Westfalen wird sie federführend durch den Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen durchgeführt. Beim forstlichen Umweltmonitoring mit eingebunden sind das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW und der Geologische Dienst NRW.

Die Ergebnisse zu den Hauptbaumarten (Außenaufnahmen im Sommer 2019):

  • Fichte (Waldanteil ca. 30 Prozent): Bereits 2018 musste der Fichte der schlechteste Kronenzustand seit Beginn der Untersuchungen attestiert werden. 2019 sind die deutlichen Kronenschäden um weitere fünf Prozentpunkte auf jetzt 42 Prozent gestiegen. Gesund sind nur noch 22 Prozent der Bäume. Nach einer aktuellen Erhebung fielen in den Jahren 2018 und 2019 allein in der Fichte über 18,7 Millionen Kubikmeter Schadholz an (Stand: November 2019).
  • Buche (Waldanteil ca. 19 Prozent): Bei der Buche hat sich der Zustand der Baumkronen im Vergleich zum Vorjahr zwar verbessert. Jedoch zeigen weiterhin 82 Prozent der Bäume eine Kronenverlichtung. Auch die Buchen hatten mit Dürre und Hitze zu kämpfen, was durch eingerollte Blätter als Verdunstungsschutz sichtbar war - Schwerpunkte lagen in Ostwestfalen und im Münsterland. Der Schadholzanfall liegt aktuell bei rund 600.000 Kubikmeter (Stand: November 2019).
  • Eiche (Waldanteil ca. 17 Prozent): Die Eichenschäden erreichen 2019 den schlechtesten Wert aller bisherigen Erhebungen. Nur zwölf Prozent der Bäume zeigen keine Kronenverlichtung. Insektenfraß, Dürre, Stürme sowie Pilzbefall führten zu einer Dauerbelastung, die den Bäumen kaum eine Chance zur Erholung lässt.
  • Kiefer (Waldanteil ca. 8 Prozent): Auch bei der Kiefer ist eine weitere Verschlechterung festzustellen. Bäume ohne Kronenverlichtung kommen nur noch mit einem Anteil von 11 Prozent vor. 30 Prozent weisen eine deutliche Kronenverlichtung auf. Neben den witterungsbedingten Beeinträchtigungen litt die Kiefer unter Pilzbefall, regional auch Käferbefall.
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